Hygiene & Evakuierung

Ihr müsst hier weg! – Wohin bei einer Evakuierung?

An der Ostküste der USA bereitet man sich auf Florence vor. Hurrikans ist man dort gewohnt. Zur Vorbereitung werden die Bürgersteige hochgeklappt und Ladenfronten vernagelt. Die Evakuierung von mehr als 1 Million Menschen läuft auf Hochtouren. Eine Katastrophe wie 2005 bei Katrina in New Orleans soll nie wieder vorkommen.

Aber bei uns doch nicht

Extreme Wetter wie Hurrikans im Ausmaß von Florence kommen hier in der norddeutschen Tiefebene nicht vor. Trotzdem kann es auch bei uns im Grunde jeden treffen, dass man kurzfristig für einige Zeit aus der Wohnung muss. Überschwemmungen, Bombenentschärfungen, Gaslecks, ein Feuer in der Wohnung des Nachbarn, der Absturz einer Passagiermaschine auf ein Wohngebiet. Alles Dinge, von denen wir hoffen, dass sie uns nie passieren. Und doch kann eine Evakuierung jeden von uns mal treffen. Gut, wenn man sich vorbereiten kann, wie im Falle eines sich langsam aufbauenden Sturmsystems. Wenn es aber mal schnell gehen muss, ist es noch besser, wenn man schon vorbereitet ist.

Wo kann ich bleiben?

Eine der wichtigsten Fragen im Falle einer Evakuierung ist: Wo kann ich denn jetzt hin? Es sind besonders die verletzlichen, Kinder, Pflegebedürftige, Mütter, Angehörige von Minderheiten, die im Falle einer Katastrophe zuletzt die betroffene Region verlassen können. Oft fehlen ihnen die Mittel oder ein geeigneter Zufluchtsort, um der Aufforderung zur Evakuierung nachzukommen. Oder sie brauchen Hilfe beim Transport, die sie nicht haben. Manchmal sind sie aber, das betrifft v.a. Frauen, schlicht und ergreifend die verantwortlichen Pflegepersonen und bleiben deshalb (mit) zurück. Diese Personengruppen sind meist darauf angewiesen, die staatlichen Schutzangebote zu nutzen. Sich in der eigenen Wohnung gut zu schützen ist häufig der einzig gangbare Weg. Wer kann, sollte der Aufforderung zur Evakuierung jedoch frühzeitig nachkommen und sich selbständig an einen sicheren Ort begeben. Im Idealfall bist du dort versorgt und kannst ggfs. ein paar Tage länger bleiben, falls die Weltkriegsbombe hochgeht, statt entschärft zu werden.

Spare in der Zeit, dann hast du in der Not

Soll heißen: Sei nett zu deiner Familie und deinen Freunden, dann hast du einen Platz zum Schlafen, wenn du einen brauchst. Sprich mit den dir nahe stehenden Menschen über Vorsorge im Falle einer Katastrophe. Wo könntest du hin? Wer könnte zu dir? Kannst du deine Kinder und deine Haustiere mitbringen? Was bist du selbst zu tolerieren bereit, falls jemand sich zu dir flüchtet? An welchem Ort trefft ihr euch, falls die Kommunikation ausfällt und ihr euch nicht absprechen könnt? Meine Familie zum Beispiel hat 2 solcher Orte, die wir von Hamburg aus ansteuern können. Ort 2 ist für den Fall, dass Ort 1 mit betroffen oder nicht zu erreichen ist. Ort 3 sind wir selbst, in der Mitte, als Zufluchtsort für die anderen beiden Standorte.

Überlegt euch, wie viele Personen an einem Ort unterkommen müssen. Man kann im Notfall ordentlich zusammenrücken, aber wie lange haltet ihr es miteinander aus? Sind die ‚Gastgeber‘ darauf vorbereitet, dich für einige Tage mit durchzufüttern? Alleine kommt man ja immer irgendwie klar. Was aber, wenn du Familie hast? Seid ihr bereit, euch im Fall einer Evakuierung zu trennen, und wer nimmt dann die Kinder mit?

Ist nicht die ganze Region betroffen, sondern nur die eigene Wohnung oder der Straßenzug, kann man im Ort zu Freunden oder in ein Hotel gehen. Du hast doch ein Notfallbudget?

Na joggen, ey!

Ebenso wichtig wie die Frage, wohin du im Falle einer Evakuierung gehen könntest: Wie kommst du da hin? Wie weit ist dein Zielort weg, welche Verkehrsmittel nutzt du? Was machst du, wenn die geplante Route versperrt ist oder nicht bedient wird?

Folge auf jeden Fall den Anweisungen der behördlichen Helfer! Wenn du auf eigene Faust wegkommst, lass die behördlich eingerichteten Transporte für die, die sich nicht allein helfen können. Sorg dafür, dass dein Fahrzeug vollgetankt ist. Wenn du Platz im Auto hast, nimm einen Nachbarn oder Freund mit, der kein Auto hat! Im Auto kannst du zur Not auch schlafen, aber fahr zuerst an einen sicheren Ort. Fahr früh los, auch wenn du lieber noch warten würdest, damit du nicht kurz vor knapp mit allen anderen im Stau stehst. Dasselbe gilt natürlich auch dann, wenn du mit öffentlichen Verkehrsmitteln fliehen musst. Warte nicht, bis alle kapiert haben, dass die Warnung ernst ist. Nimm ordentliche Schuhe mit, falls du mal lange stehen oder wirklich Strecken zu Fuß bewältigen musst.

Was ist noch wichtig?

Nimm wichtige Dokumente mit: Personalausweis, Versicherungsscheine, medizinische Unterlagen. Neben deinen Medikamenten und frischer Unterwäsche kommt es ansonsten darauf an, wohin du dich in Sicherheit bringst. Die Turnhalle der Stadt erfordert sicher überlegteres Packen als wenn du zu Oma fährst, die dich rundum versorgen wird. Ein Hochwasser wird länger dauern als eine Bombenentschärfung. Mehr dazu, was in die Notfalltasche gehört, findest du beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz.

Camping statt Evakuierung
Zuflucht in der Natur

Nimm es sportlich. Ja, so eine Evakuierung nervt. Je nach Anlass macht sie Angst. Was wird aus meinem Hab und Gut, was wird aus uns, wie geht es meinen Lieben, wann hört der Typ hier auf dem Feldbett neben mir endlich auf zu schnarchen? Konzentriere dich auf das, was du tun kannst. Kannst du den Helfern helfen? Kannst du deinem Knirps endlich mal wieder sein Lieblingsbuch vorlesen oder mit den Kindern in einem Schlafsack kuscheln, weil einfach nichts anderes gerade möglich ist? Kannst du mit deinem Auto unter den Sternen stehen und die Ruhe genießen? Mein Lieblingstipp stammt von Michael Beach, einem Amerikanischen Trainer für Katastrophenhelfer: Pack etwas ein, das dir die Zeit versüßt: ein gutes Buch, Schokolade, einen Drink. Und betrachte das Ganze als Abenteuer.

Mit etwas Planung kann eine Evakuierung ohne unnötigen Stress ablaufen. Wenn du Hilfe brauchst bei der realistischen Beurteilung deines Risikos und bei der persönlichen Katastrophenvorsorge, vereinbare gern ein Erstgespräch mit Natalie Junge.

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