Vorräte

Alltagstaugliche Vorräte

So. Du hast jetzt also beschlossen, deine Vorräte etwas vorausschauender anzulegen, um in einer Notsituation auch mal ein paar Tage ohne Supermarkt zurecht zu kommen. Heute klären wir 3 Fragen zum Start:

  1. Womit fang ich an?
  2. Wie lege ich in einer kleinen Wohnung Vorräte an?
  3. Wie soll ich vorsorgen, wenn das Geld schon kaum für den Normalfall reicht?

Die meisten von uns müssen ihre Notfall-Vorsorge irgendwie in den Alltag integrieren. Wer hat schon einen Bunker unterm Haus mit einem 5-Jahres-Vorrat Lebensmittel, der nach ernährungswissenschaftlichen Erkenntnissen optimal zusammengestellt wurde? Vor allem: Wer will seine Lebenszeit damit verbringen, sich darum zu kümmern? Im Grunde wollen wir über mögliche Katastrophen lieber gar nicht nachdenken. Deshalb finde ich es wichtig, dass Notfall-Vorsorge möglichst unkompliziert ist. Eine Umstellung ist ein Lebensmittelvorrat für den Notfall deshalb am ehesten, wenn du dich normalerweise sehr bewusst und frisch ernährst, aber für einen Notfall nur sehr wenig Platz hast, um gesunde, haltbare Lebensmittel zu bunkern. Wie schon gesagt geht es beim Notfallvorrat für wenige Tage vor allem um die Sicherung der Kalorien- und Flüssigkeitszufuhr, weniger um eine ausgewogene, langfristig gesunde Ernährung.

Womit fange ich an?

Du beginnst auf jeden Fall mit dem Getränkevorrat. Erstens kommst du viel länger ohne Nahrung aus als ohne Wasser. Und zweitens ist auch das Rationieren von Wasser – im Gegensatz zu Nahrung – nicht empfehlenswert, da ein Flüssigkeitsmangel schnell zu gesundheitlichen Gefahren führt und dein Denken lahmlegt. Da du dich in einer Krisensituation befindest, sollte dein Gehirn aber nach Möglichkeit funktionieren. Deshalb solltest du die Flüssigkeitszufuhr nicht rationieren müssen!

Die Versorgung mit Getränken kann aus den verschiedensten Gründen unterbrochen sein. Im letzten Sommer, als es wochenlang so heiß war, sahen manche Getränkeabteilungen ziemlich gefleddert aus. Wer dann nur Tag für Tag einkauft, muss nehmen, was noch da ist. Schon außerhalb von Katastrophen kann eine gute Vorratshaltung also wichtig sein. Ein Stromausfall, der die Pumpen lahmlegt, eine Unachtsamkeit auf einer Baustelle, bei der die Wasserleitung verletzt wird, oder die Verseuchung des Trinkwassers mit Krankheitserregern kommen immer wieder vor. Großflächige Überschwemmungen, die die Leitungen kompromittieren, oder harte Winter mit zugefrorenen Leitungen hat es auch schon gegeben.

Ich trinke aber nur Leitungswasser

Der Getränkevorrat ist für mich die größte Herausforderung, weil ich zuhause eigentlich nur Leitungswasser trinke. Sobald der Hahn versiegt, bin ich aufgeschmissen. Aber Wasser in Flaschen ist einfach die größte Geld- und Ressourcenverschwendung, die es gibt. Jedenfalls hier, wo die Trinkwasserqualität aus dem Hahn erstklassig ist. Trinkwasser als Vorrat anzulegen ist deshalb der erste Schritt. Du brauchst stilles Wasser auch für die Zubereitung getrockneter Lebensmittel wie Nudeln oder Hülsenfrüchte oder zum Putzen. In den Vorratsrechnern ist dieser Bedarf meist schon berücksichtigt, ebenso wie die durch die Nahrung aufgenommene Flüssigkeit.

Mein Notfall-Vorrat

Wenn du sowieso immer genug Wasser und andere Getränke im Haus hast: Umso besser. Achte als nächstes darauf, dass deine Vorräte nicht unter deinen Notfallvorrat sinken. Wenn du für 3 Tage Vorräte haben willst, musst du also einkaufen gehen, wenn noch mindestens 6 Liter Getränke pro Person im Haus sind. Die Art der Getränke ist relativ egal. Säfte und Milch/Milchersatzgetränke haben den Vorteil, dass sie auch Vitamine, Kalorien und Mineralstoffe enthalten. Softdrinks versorgen dich mit Kalorien, was deinen Bedarf an Lebensmittelvorräten senken kann. Natürlich nur kurzzeitig, und nur, wenn du auf Zuckerersatzstoffe verzichtest. Light-Getränke gehören nicht in den Notfallvorrat! Entweder du trinkst Wasser oder was mit Zucker. Aber nichts, was dem Körper vorgaukelt, dass er jetzt Zucker kriegt.

Achte wie immer darauf, ob du aus gesundheitlichen Gründen diese Tipps für deine Bedürfnisse anpassen musst, z.B. bei einem höheren Flüssigkeitsbedarf oder ernährungsabhängigen Erkrankungen.

Wenn du mit den Getränken auf einem guten Stand bist, mach dasselbe mit deinen Lebensmitteln. Fang damit an, immer genug für 3 Tage im Haus zu haben, und arbeite dich auf 10-14 Tage hoch. Erhöhe immer zuerst den Getränkevorrat und ziehe dann mit der festen Nahrung nach. Je näher dran an deiner normalen Ernährung dein Notfallvorrat ist, desto weniger brauchst du auf die Haltbarkeit zu achten. Du brauchst deine Vorräte dann ohnehin regelmäßig auf und tauschst alte gegen neue Einkäufe aus. Überleg dir, ob ein Vorrat mit länger haltbaren Lebensmitteln, der definitiv nur für den Notfall ist, dich entlastet, weil du weniger darüber nachdenken musst, oder ob er dich nervt, weil du eigentlich keine Dosenravioli im Haus haben willst.

Meine Wohnung ist winzig. Wo soll ich denn Vorräte anlegen?

Für einen gesonderten Notfall-Vorrat braucht man natürlich etwas Platz. Deshalb gilt gerade auf engerem Raum: Je näher dein Notfallvorrat an deiner normalen Ernährung ist, desto besser. Irgendwo lagerst du deine Lebensmittel momentan ja auch. Du wirst dennoch vermutlich keine großen Vorräte haben, sondern eher spontan das einkaufen, was du gerade brauchst. Versuch anhand der Listen aus deinem Vorratsrechner, nach und nach deinen Vorratsschrank besser auszustatten. Achte beim Einkaufen auf die Füllmenge von Produkten und darauf, dass nicht Verpackungen voller Luft und Plastik deinen knappen Raum einnehmen. Kaufe stapelbare Verpackungen wie Konserven, Kartons und Gläser. Füll Lebensmittel in Vorratsdosen um. Achte auch beim Kauf von Vorratsdosen darauf, dass sie stapelbar sind, damit du die Höhe von Schränken voll ausnutzen kannst. Oder zieh ein weiteres Regalbrett ein.

Für einen Notfallvorrat auf kleinem Raum empfehle ich außerdem folgendes:

  • Verschwende keinen Platz mit einem leeren Kühlschrank. Lager dort z.B. frisches Gemüse und bring einen Teil deiner Getränke im Kühlschrank unter.
  • Konserven mit fertigen Suppen: keine Lagerung mehrerer Zutaten und kein zusätzliches Wasser nötig.
  • Hochkalorische Nahrung wie Schokolade und Kekse brauchen nur wenig Platz. Schokolade ist nicht ohne Grund in jeder Einmannpackung für Soldaten. Achte bei Keksen darauf, dass nicht das Verpackungsmaterial unnötig Platz verschwendet. Ich baue auf Butterkekse und Hobbits.
  • Getränke in Kisten kaufen und stapeln.
  • Kalorienhaltige Getränke reduzieren den Bedarf an Platz für andere Nahrung. Allerdings nur, wenn sie als Ersatz für Wasser genommen werden, nicht als Ersatz für feste Nahrung.

Um es mal auf die Spitze zu treiben: Für eine Woche nacktes Überleben braucht eine gesunde Person 2 Kisten Volvic und 30 Tafeln Schokolade. Die kriegst du überall unter.

Vorräte kaufen? Spitzenwitz!

Zu den großen Ungerechtigkeiten des Lebens gehört, dass überall auf der Welt Menschen mit weniger Geld häufiger und stärker unter Krisen und Katastrophen zu leiden haben als wohlhabendere Menschen. Und das beginnt damit, dass ihnen weniger Ressourcen zur Verfügung stehen, um sich auf eine Krise vorzubereiten. Zum Beispiel, indem sie einen Lebensmittelvorrat anlegen. So leiden sie übermäßig während der Krise, brauchen mehr ihrer Mittel auf, um die Krise durchzustehen und haben wiederum weniger Mittel zur Verfügung, um nach der Krise neu zu starten. Die Suche nach dem Perpetuum mobile ist abgeschlossen: Es sind wirtschaftlich schwache Menschen in Krisensituationen.

Wie schaffst du es, diesen Kreislauf zu durchbrechen, wenn deine wirtschaftliche Situation es dir nahezu unmöglich macht, dich mit Vorsorge zu beschäftigen, weil du eigentlich permanent im (wirtschaftlichen) Krisenmodus lebst?

Die Schlange beißt sich hier in den Schwanz, denn tatsächlich ist Vorratshaltung nicht nur eine Möglichkeit der Krisenvorsorge. Eine gute Vorratshaltung kann auch eine finanzielle Hilfe sein, weil sie dich davon befreit, einkaufen zu müssen, wenn du etwas brauchst statt, wenn es im Angebot ist.

Planung ist das halbe Leben

Du musst wahrscheinlich etwas mehr planen, um deinen Notfallvorrat aufzubauen. Entscheide zunächst, was dir leichter fallen wird: Deine normale Ernährung auf Vorratshaltung umzustellen wie oben empfohlen? Oder einen kleinen Notfallvorrat anzulegen mit Sachen, die ihr normalerweise nicht einkauft, wie z.B. Dosensuppe und Schokolade? Ich selbst habe einen 3-Tages-Vorrat, den ich normalerweise nicht anrühre. Darin sind v.a. Wasser, Dosenravioli und Trockenobst. Und ansonsten achte ich darauf, dass die Lebensmittel, die wir üblicherweise verzehren, in ausreichender Menge vorhanden sind. Im Krisenfall gibt es zuerst Eiscreme, belegtes Brot, das frische Obst und Gemüse sowie Milch, dann die aufgetauten Reste von Weihnachten, Kekse und Rotwein und dann geht’s an die Konserven. Der 3-Tagesvorrat ist für die Tage 11-14, falls es mal soweit kommen sollte.

Die ersten Tage einer Krise überstehst du im Idealfall aus deinen ohnehin vorhandenen Vorräten. Druck dir die Liste aus deinem Vorsorge-Rechner aus. Überleg dir, was du davon wirklich isst und womit du die Dinge ersetzt, die es bei euch nicht gibt. Und dann fang mit einer Sache an, die du sowieso kaufst. Nächstes Mal, wenn diese Sache im Angebot ist, kaufst du 3 Packungen statt einer. Einmal im Monat kannst du das bestimmt. Und nächsten Monat machst du das bei einer anderen Sache. So dauert es zwar eine Weile, bis dein Vorrat aufgebaut ist. Aber es ist besser, im Notfall nur Würstchen im Glas im Haus zu haben, als nicht mal ein Glas Würstchen.

Im nächsten Schritt kaufst du deinen Nachschub, wenn noch eine Packung in deinem Vorrat ist, nicht erst, wenn du die letzte Packung aufmachst. So hast du etwas zeitlichen Spielraum und kannst den Nachschub im Angebot kaufen. Passe die Zahl der Packungen und den Zeitpunkt des Einkaufs je nach Lagerfähigkeit der Lebensmittel an. Ich schaffe es zum Beispiel nie, das Müsli aus meinem Vorrat aufzuessen. Dann braucht man keine 3 Packungen vorzuhalten. Nächste Woche sprechen wir über finanzielle Vorsorge, dann sage ich auch nochmal etwas dazu, wie du deine Vorsorge finanzieren kannst.

Meine Familie futtert meine Vorräte

Vorräte einschließen oder nicht?
Abschließen oder nicht?

So, du hast damit angefangen, Vorräte anzulegen, aber irgendein Familienmitglied macht sich in schöner Regelmäßigkeit darüber her? Ihr müsst miteinander reden! Krisenvorsorge ist keine Single-Reise. Besprecht, worauf ihr euch vorbereiten wollt, wie das aussehen soll und welche Ressourcen ihr dafür aufwenden wollt. Legt Regeln fest, wann die Vorräte angefasst werden dürfen (z.B., wenn spontan Besuch zum Essen kommt oder bei Liebeskummer), und wer dafür verantwortlich ist, sie wieder aufzufüllen. Zur Not musst du einen abschließbaren Raum für die Notfallration finden. Und deine Familie kann dann nur hoffen, dass du mit dem Schlüssel da bist, wenn sie eingeschneit aufwacht…

Wie immer: Stay safe!


Beitragsbild: Canva. Foto I: Canva. Foto II: Stocksnapper – Fotolia

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