Bevor du beginnst, dein Unternehmen auf eine Krise vorzubereiten, musst du zunächst verstehen, welchen Risiken du tatsächlich ausgesetzt bist, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist und was ein Ereignis für dich und deine Organisation bedeuten könnte. Im Grunde gehen wir bei einer Bewertung für eine Organisation genauso vor wie bei deiner persönlichen Risiko-Analyse. Jedoch müssen wir nun mehr potentiell betroffene Menschen und Gruppen berücksichtigen und die Risiken mitdenken, die durch deine unternehmerische Tätigkeit erst entstehen.
Eine Risikoanalyse ist sehr individuell, denn neben den objektiven Risiken, die für alle Unternehmen in einer bestimmten Branche oder Region relativ ähnlich sein sollten, spielt es auch eine Rolle, wie verletzlich oder risikobereit du und deine Stakeholder seid. Wenn dein Geschäftsmodell vom Internet abhängt, ist ein Stromausfall für dich eher ein Problem als für ein Ladengeschäft. Deine Risikoanalyse ist also DEINE Analyse. Sieh dir die verschiedenen Risikokategorien genau an. Du wirst wahrscheinlich Dinge entdecken, über die du noch nie nachgedacht hast. Dafür stellst du bei anderen Bedrohungen fest, dass es nichts gibt, worüber du dir Sorgen machen müsstest.
Die Risikoanalyse für dein Unternehmen sollte sich mit den folgenden Bereichen befassen:
- Risiken, die mit deinem Geschäftsbetrieb verbunden sind, z.B.
- Finanzielle Risiken
- Haftungsrisiken
- Unfälle
- Reputationsrisiken
- Compliance-Risiken
- Sicherheit / IT-Sicherheitsverletzungen
- Gesundheit und Sicherheit
- usw.
- Natürliche Gefahren
- Klima, Klimawandel und extreme Wetterereignisse
- Ausfall oder Verlust der Infrastruktur
- Arbeitsunfälle und Notfälle
- Krieg / Terroristische Angriffe
- Öffentliche Gesundheit
- Risiken im Zusammenhang mit deiner Person oder deinem Privatleben
Bei der Analyse beginnen wir mit deinem Geschäftsbetrieb und wenden uns dann der Umwelt zu. Denke über jeden Punkt nach: Trifft diese Kategorie auf mein Unternehmen zu? Gibt es diesen Risikofaktor? Was kann passieren? Wie wahrscheinlich ist das? Würde es uns direkt (z.B. als akute Gefahr für die Gesundheit und Sicherheit deines Teams) oder eher indirekt (z.B. durch den Verlust von Verkehrsverbindungen) betreffen?
Wenn ihr mehr als einen Standort habt oder du an verschiedenen Orten arbeitest, z.B. im Büro oder auf Reisen, kann es sinnvoll sein, die Risiko-Analyse für jeden Standort durchzuführen. Beginne jedoch zunächst mit deinem Büro oder eurem Hauptstandort.
Mögliche Risiken
Mit deinem Geschäftsbetrieb verbundene Risiken
Normalerweise sind das die Bedrohungen, die du bereits kennst oder von denen du zumindest ein grundlegendes Verständnis haben solltest. Möglicherweise gibt es Gesundheits- und Sicherheitsvorschriften oder andere Regularien, die du anwenden musst, so dass du dir normalerweise der größten Risiken bewusst bist, die mit deinem Betrieb oder Geschäftsmodell verbunden sind.
Für eine vollständige Bewertung der Risiken schauen wir entlang eurer gesamten Wertschöpfungskette. Die Leitfrage lautet: Was könnte möglicherweise schiefgehen? Ein Multi-Stakeholder-Ansatz kann deinen Horizont erweitern und das Bewusstsein für eure Sicherheitskultur schärfen. Wenn z.B. ein fehlerhaftes Produkt einen Kunden verletzt, siehst du darin vor allem ein finanzielles und Reputationsrisiko, oder ist die Sicherheit des Kunden dein Hauptanliegen? In der Geschäftswelt finden wir beide Ansätze, und beide sind erstmal in Ordnung, aber sie können zu unterschiedlichen Ansätzen bei der Planung für einen Notfall führen. Ersterer kann es dir ermöglichen, dich auf die Reaktion auf einen Vorfall zu konzentrieren, wenn er passiert, während letzterer dich vielleicht dazu bewegt, dein Produkt zu verbessern, damit von vornherein nichts passiert. Was dich jedoch nicht davon befreit, deine Reaktion trotzdem zu planen, denn Unfälle passieren und Menschen machen Fehler.
Denke bei deiner Risikoeinschätzung an alle Prozesse und Ressourcen wie Einrichtungen, IT- und Technologieinfrastruktur, Märkte, Geld, Mitarbeiter, Kunden, Manager, Kommunikation, Fehler, Sabotage und schlichtes Pech. Beziehe alles in die erste Bewertung ein, bevor du die potenziellen Auswirkungen und die Wahrscheinlichkeit einer Bedrohung für dein Unternehmen bewertest. Achte darauf, dass du gute, zuverlässige Daten in Kombination mit deinem Instinkt verwendest und nicht ausschließlich nach deinem Bauchgefühl gehst.
Natürliche Umwelt / Geologie
Zunächst werden wir uns das Gelände an deinem Standort ansehen. Ist es flach oder gebirgig? Sind die Berge stabil oder kommt es zu Einstürzen, Erdrutschen usw.? Befindet sich dein Standort an der Küste oder im Landesinneren? Gibt es Seen und Flüsse? Wenn es Überschwemmungen gibt: Sind sie schnell und heftig, wie eine Sturmflut an der Küste, oder bauen sie sich langsam auf und verweilen dann tagelang, wie es einige Flüsse in den letzten Jahren getan haben? Wo sind die geplanten Überschwemmungsgebiete? Gibt es seismische Aktivitäten wie Vulkane und Erdbeben, und in Küstennähe Seebeben/Tsunamis? Seismische Aktivität kann auch das Ergebnis von Bergbau sein, streng genommen kein Naturphänomen, aber möglicherweise erwägenswert. Sind in deiner Region jemals Erdfälle aufgetreten?
Klima / Extreme Wetterereignisse
Wie ist das Klima insgesamt? Welche jahreszeitlichen Schwankungen sind normal und vorhersehbar? Verstärken sich Phänomene wie Dürre und Wind gegenseitig? Dies kann zu Sandstürmen und Bränden führen. Treten extreme Wetterereignisse wie Tornados, Starkregen, Blitz-Eis oder Wirbelstürme auf? Niederschläge in ihren verschiedenen Formen können sehr unterschiedliche Probleme verursachen. Viel Schnee lastet auf Dächern und Hängen und kann zu Einstürzen und Lawinen führen. Andererseits kann viel Regen Straßen in sehr kurzer Zeit unpassierbar machen und Wasser über die Ufer treten lassen.
Wirkt sich der Klimawandel jetzt oder in Zukunft auf dein Unternehmen aus? Dies kann besonders relevant sein, wenn ihr Material und Güter in gefährdeten Regionen bezieht.
Infrastruktur
Alles, was Güter und Menschen bewegt: Eisenbahnen, Häfen, Flughäfen, Bahnhöfe und Strecken. Hier kann es jederzeit zu Unfällen kommen. Auch wenn du nicht direkt beteiligt bist, kann ein Unfall die Transportmittel für eine gewisse Zeit lahmlegen. Bei einem Unfall werden gefährliche Güter transportiert und die gefährlichen Stoffe können freigesetzt werden. Hier solltest du auch die Energie- und Kommunikationsinfrastruktur berücksichtigen, z.B. die Nähe von Sperrwerken oder Staudämmen. Diese Kategorie bezieht sich auf Gefahren im Umfeld deines Unternehmens. Wenn du eine Fluggesellschaft betreibst, ist der Verlust eines Flugzeugs ein Risiko in deinem Geschäftsbetrieb. Für alle anderen ist es ein mögliches Infrastruktur-Versagen.
Industrie
Du solltest auch die anderen Unternehmen an deinem Standort berücksichtigen. In der Produktion oder im Dienstleistungssektor kann es zu Unfällen kommen, bei denen Anwohner verletzt werden können. Eine hohe Dichte an Industriebetrieben geht in der Regel mit einer ebenso hohen Dichte an Transportwegen einher (siehe oben). Mit dem Wachstum von Städten und/oder Unternehmen können Wohngebiete, Fabrikgelände und Ställe näher zusammenrücken, was das Risiko erhöht, im Falle eines Unfalls direkt betroffen zu sein. Wie weit ist das nächste Kernkraftwerk von deinem Büro entfernt?
Krieg / Terroristische Angriffe
Objektiv gesehen ist dies sicherlich eines der unwahrscheinlichsten Ereignisse für uns. Dennoch haben viele Angst, und selbst unwahrscheinliche Ereignisse können passieren. Hinzu kommt, dass du oder deine Mitarbeiter möglicherweise in Teilen der Welt unterwegs bist, in denen das Risiko viel höher ist. Das wahrscheinlichste Szenario in dieser Kategorie in Deutschland ist jedoch, dass während Bauarbeiten oder bei Wasser-Tiefstand in einem Fluss eine nicht explodierte Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden wird und dein Betrieb wegen der Entschärfung evakuiert wird.
In deiner Region kann das Risiko anders sein. Achte auch auf die von deiner Regierung bereitgestellten Informationen.
Andere Gefahren für die öffentliche Gesundheit
Abgesehen von all den Schäden, die dir oder deinen Mitarbeitern in einer der oben genannten Notsituationen passieren können, sind Epidemien und Pandemien die häufigsten Bedrohungen. Dabei handelt es sich um begrenzte oder nicht so begrenzte Ausbrüche von Infektionskrankheiten. Im Moment befinden wir uns mitten in einer globalen Pandemie. Während einige Politiker völlig überrascht zu sein scheinen, wird Bill Gates manchmal als derjenige bezeichnet, der den Ausbruch des Coronavirus vorhergesagt hat. Beides ist falsch.
Kein Politiker kann überrascht sein, und buchstäblich jeder auf dem Gebiet der Notfallplanung und -vorsorge war sich der Bedrohung durch eine Pandemie bewusst. Regierungen, die unvorbereitet waren, konzentrierten sich einfach auf andere Bedrohungen. Es ist immer leicht, eine Entscheidung im Nachhinein als schlechtes Urteilsvermögen zu betrachten. Aber wir können uns nie auf jede einzelne Bedrohung vorbereiten. Das wäre eine Verschwendung von Ressourcen, wenn es nicht ohnehin die verfügbaren Mittel übersteigen würde. Wir können die Zukunft nicht vorhersagen. Manchmal ist eine fundierte Einschätzung, wofür das Geld aufzuwenden ist und wofür (noch) nicht, das Beste, was wir tun können.
Zurück zu unserer Einschätzung des Umfelds deiner Organisation: Krankheitserreger können absichtlich oder unabsichtlich freigesetzt werden, aber normalerweise breitet sich eine endemische (natürlich vorkommende) Krankheit plötzlich aus. In unserer vernetzten Welt können Krankheiten über die verschiedenen Transportwege innerhalb weniger Tage von einem Ende der Welt zum anderen gelangen. Und schon haben wir eine Pandemie.
Alle möglichen gefährlichen Stoffe, biologische, chemische und physikalische, können sowohl natürlich vorkommen als auch bei einem Unfall oder absichtlich freigesetzt werden. Vielleicht hast du diese Option schon unter dem Punkt „Krieg und Terror“ in Betracht gezogen. Denke auch an Lebensmittelvergiftungen oder Tiere, die für dich oder deine Mitarbeiter gefährlich sein können.
Bedrohungen in deinem persönlichen Leben
Deine persönliche Situation ist vermutlich nicht das erste, was dir bei der Durchführung einer Risikobewertung für dein Unternehmen in den Sinn kommt. Aber alles, was du als Geschäftsinhaber – oder vielleicht sogar als einzige Person in deinem Unternehmen – betrifft, hat das Potenzial, auch dein Unternehmen zu beeinflussen.
Die meisten Menschen haben zuallererst Angst, dass den Menschen, die sie lieben, etwas passiert und dass sie damit nicht zurechtkommen. Aber auch du kannst krank werden oder einen Unfall haben. Was passiert, wenn du nicht mehr arbeiten und dein Unternehmen nicht mehr führen kannst? Was ist dein Job und wer kann ihn noch ausüben? Hast du ein Hobby, bei dem dir etwas passieren kann? Wie schätzt du dein Risiko ein, Opfer einer Straftat zu werden? Männer denken wahrscheinlich an andere Verbrechen als Frauen. Wie sieht es mit Betreuungspflichten, Familienplanung oder „Leichen im Keller“ aus, die gegen dich verwendet werden können?
Und jetzt: Entspann dich!
Niemand kann dir die Entscheidung abnehmen, auf welche Risiken du dich und dein Unternehmen wirklich über das gesetzlich vorgeschriebene Maß hinaus vorbereiten willst. Diese Entscheidung hängt unter anderem von der Gesamtsituation ab, vom Vorhandensein oder Fehlen öffentlicher Unterstützungsstrukturen, von deiner Risikobereitschaft oder davon, ob du Verantwortung für andere Menschen trägst. Beginne mit dem, was du selbst für das höchste Risiko hältst oder wovor du dich am meisten fürchtest. Eine realistische Einschätzung und eine gute Vorbereitung wirken beruhigend und helfen im Notfall, die Krise zu überwinden.
Solltest du nach deiner Risikoanalyse in Panik geraten sein und dir nun irgendwelche Katastrophenszenarien vorstellen: Das geht vorbei. Es ist ähnlich wie bei der sprichwörtlichen Medizinstudentin, die im ersten Semester alle Krankheiten selbst hat. Mach dir klar, wie faszinierend das Zusammenspiel in der Natur und zwischen Natur und Technik meist ist. Wie fantastisch alles funktioniert! Mach einen Spaziergang. Atme tief ein und aus. Achte darauf, wie die Sohlen deiner Füße beim Abrollen von der Ferse bis zu den Zehen Kontakt mit dem Boden haben. Schau hinauf in den blauen Himmel. Genieße die Farben. Hör hin. In diesem Moment ist alles perfekt.
Wenn du tiefer in die Planung für Notfälle in deinem Unternehmen einsteigen oder deine Analyse mit jemandem durchsprechen möchtest, bevor du damit weiterarbeitest, stehen wir dir gern zur Verfügung. Selbstverständlich übernehmen wir die Analyse auch für dich. Vereinbare gern über unsere Buchungsseite ein erstes, unverbindliches Gespräch.
3 Gedanken zu „Kennst du deine Risiken?“